Die Klinge war mächtig und hatte mir gute Dienste erwiesen. Doch ich spürte, wie die Nebel in meinem Kopf flüsterten. Mein Wille war noch stark, doch für wie lange noch? Um nicht dem Wahnsinn zu verfallen, ging ich wieder auf Reisen, damit ich vielleicht die Mächte dieses Dolches bändigen konnte.
Mein Weg führte mich erneut nach Dranar, da dort die Nebel einst herbeigerufen worden waren, welche das Land nun langsam, aber sicher ersticken. In den Ruinen der Stadt traf ich auf den dunklen Magier Kurnotan; genau jener dunkle Magier, der unter anderem an dieser Misere schuld ist. Als er wusste, wo nach ich suchte, griff er mich unerwartet an, doch ich konnte ihn überwältigen.
Ich verhörte ihn ausgiebig. Er behauptete, dass einige Träger - unter anderem auch Dorian - es ebenfalls versucht haben, die Klinge zu bändigen, aber jedes Mal daran scheitetern. Selbst die größten Zauberer und Magier schafften es einst nicht. Die vergessene Bibliothek sollte mir Zugriff auf all dieses Wissen geben und als ich diese Antwort hatte, ließ ich ihn von dannen ziehen.
Wochen verbrachte ich in der Bibliothek, jedes Buch über Nebelmagie studierte ich mehrmals, doch nur eine hatte eine Erklärung für die Instabilität gefunden: Die unterschiedlichen Arten von Nebel, also die dranarischen und narubischen Varianten, harmonierten nicht miteinander, sodass das Chaos in der Klinge den Träger wahnsinnig machte. Wenn die beiden Nebel in separate Waffen verschlossen werden würden, entstünde wieder eine Harmonie und die Nebelmagie wäre fortan stabiler, mächtiger und vor allem würde die Korruption durch die Nebel aufgehoben. Die Rohlinge für diese Waffen wurden bereits hergestellt, doch die Versuche die Kräfte zu übertragen fanden nie statt. Es gab nur wenig Anhaltspunkte, wo die Rohlinge nun waren, doch war ich mir sicher, dass ich diese wieder finden würde, denn ich fand ja schon die Dämmerklinge selbst. Zum Glück waren die Rohlinge in dem Buch illustriert, sodass ich aus jeden Fall wusste, wie sie denn aussehen könnten.
Die
Schattenschneide, also die Klinge, welche die dunklen Nebel Narubias binden soll, kam mir bekannt und vertraut vor. Sie war der erste Rohling, den ich finden wollte. Als ich Rast in Konlir machte, fiel mir Statue des menschlichen Kommandanten Geron Ther in das Auge. Das Schwert in seiner Hand ähnelte dem der Zeichnung der Schattenschneide. Trotz Zweifel, ob er wirklich diese Waffe damals im Serum-Krieg benutzte, zog ich nach Wilisien um sein Grab zu finden. Die Reise und Suche kosteten mich zwei Monate, doch sie sollte belohnt werden. Mitten in der Schneelandschaft brach der Boden unter meinen Füßen zusammen und landete in einem steinernen Gewölbe, welches von Menschen gemacht worden war. Nachdem ich mich aufgerappelt hatte, spürte ich, dass die Dämmerklinge vor Macht pulsierte. Die Schattenschneide musste hier sein. Als ich die tatsächliche Grabkammer fand und den Sarkophag des Kommandanten öffnete, sah ich die schwarze Klinge, die immer noch in seinen mittlerweile knochigen Händen war. Vorsichtig entnahm ich die Klinge aus seinem toten Griff und mit Mühe und Not kletterte ich wieder aus dem Loch heraus, durch das ich hineinfiel. Ich entschloss mich, mich im Schneedorf auszuruhen, bevor ich weiter zog um die andere Klinge, die
Nebelkralle zu finden.
In der dortigen Taverne hörte ich von einer neu entdeckten Insel südöstlich von Narubia und nördlich der gefrorenen Insel, welche nur über den Kreidestaub-Flug erreichbar sein soll und ebenfalls in Nebeln gehüllt sein soll. Noch vor Anbruch des Tages machte ich mich zu der gefrorenen Insel auf. Die im Nebel verhüllte Insel war zu erkennen und ich hielt die Dämmerklinge hoch, ohne wirklich zu wissen weshalb... Es geschah von selbst.
Einen Augenblick später stand ich inmitten einer nebeligen Stadt, in der Nebelwesen lebten. Die Klinge brachte mich also hierher?
Eine Frau in einer Mönchskutte tauchte vor mir auf und bat mich, ihr zu folgen. Ich tat, wie mir geheißen, doch war mir die Frau nicht geheuer. Was wollte sie von mir? Wir begaben uns in die dortige, alte Kathedrale. Sie nahm ihre Kapuze ab und erklärte mir, dass sie eine Nachfahrin eines Zauberers sei, welcher sich mit der Nebelmagie intensiv beschäftigte; er schrieb auch das Buch, welches ich dabeihatte. Sie hatte die Nebelkralle behalten und wie ihren Augapfel gehütet, falls doch der Träger der Dämmerklinge kommen würde, um endlich den Fluch des Dolches zu lösen.
In Ihrer Stimme war melancholisch. Die junge Dame meinte, dass vielleicht die Experimente des Königs als auch der Zauberer schuld daran sind, dass die Nebelinsel so ist, wie sie nun ist
Sie bat mich, die Schattenschneide und die Klinge der Dämmerung auf den Altar zu legen und legte die Nebelkralle auf diesen. Ich tat es ihr gleich und sie gab mir einen schwarzen Kristall - ein dunkles Nebelprisma, welches mit den narubischen Nebeln gefüllt war. Sie erklärte mir, wie das Ritual funktionierte und wir begannen beide, das Ritual abzuhalten.
Aus dem Dolch erhoben sich die Nebel und fuhren zu den entsprechenden Prismen. Danach schossen die Prismen auf die Klingen zu und zerbarsten; die Nebel breiteten sich in der gesamten Kathedrale aus... dann wurden sie in die jeweilige Klinge gesaugt. Es waren Mächte, die ich noch nie zuvor spürte. Als die Nebel in den Schwertern waren, blitzte es einmal kurz hell.
Die Zwillingsklingen der Nebel waren nun existent.
Ich wollte mich noch bei der Frau bedanken, doch sie löste sich in Nebel auf und war nicht mehr an diesem Ort. Noch während ich verarbeiten musste, was passiert war, schaute ich auf die Klinge der Dämmerung.
Sie war immer noch mächtig, aber nur noch ein Bruchteil dessen, was sie war. Als ich sie anfasste, spürte ich das Chaos in der Klinge nicht mehr. Ich nahm sie an mich, sie konnte mir noch als Notfallwaffe dienen.
Die Zwillingsklingen strahlten eine Macht von sich, die ich noch nie zuvor gespürt hatte. Mächtiger als es die Dämmerklinge je sein konnte; ohne ihren Träger in das Verderben zu stürzen.
Die Geistlosen konnte ich nun noch besser in die Schranken weisen.